Friday, 19 June 2015
Die ersten Tage in Marokko sind um... (viel Text; Keine Bilder)
Oh ne oh ne. Angekommen fühlt sich anders an, glaube ich. Soooo viele Eindrücke und ich weiß nicht wo ich anfangen soll…eine kleine Stichpunktsammlung mit Schlagwörtern war ganz hilfreich. Ich versuch mal zu beschreiben was wir die letzten Tage so erlebt und gesehen haben…
Fang ich mal mit dem Verkehr an. Das läuft hier natürlich ganz anders ab als bei uns in Deutschland. Die Autobahnen sind, so kann man sagen, genau wie in Deutschland, nur das man für die meisten eine kleine Mautgebühr bezahlen muss. Oft sind dies aber nur Centbeträge. Was allerdings neu ist und immer ein offenes Auge bedarf, gelegentliche Fußgänger und Radfahrer die am Straßenrand der Autobahn unterwegs sind. Auch fehlende Zäune machen es möglich, dass sich mal ein Pferd, Esel, Schaf oder Ziege an den Straßenrand verirrt.
Auf dem Roller oder Motorrad fahren fast alle ohne Helm und es scheint auch völlig normal das bis zu drei Leute mitfahren. In der Stadt geht es wild zu. Fußgänger laufen los wann sie wollen, Pferd und Wage gehören zum alltäglichen Bild. Die großen Straßen der Innenstädte sind gut ausgebaut und oftmals vierspurig, gefahren wird aber kreuz und quer, sodass man sagen kann es gibt zwischen 4-8 Spuren. Beim überholen wird gern gehupt, nicht weil man drängelt, eher um auf sich aufmerksam zu machen. Es ist wahnsinnig viel los und man hat das Gefühl alles geht drunter und drüber, es passiert natürlich nichts, was für uns Europäer, der ja aus geordneten Verhältnissen kommt, fast unmöglich erscheint und uns überlegen lässt warum bei uns eigentlich alles so streng ist.
Allerdings sollte man wirklich streng darauf achten, welches die vorgegebene Geschwindigkeit ist, denn geblitzt wird hier unglaublich oft. Feste und auch mobile Blitzer sieht man mehrmals täglich. Auch sehr ungewöhnlich und gewöhnungsbedürftig sind die vielen Polizisten, die mehr oder weniger den Verkehr in den vielen Kreisverkehren regeln. Also pro Kreisverkehr sind bis zu sieben Beamte ein gängiges Bild. An die vielen Polizeikontrollen im fließenden Verkehr hat man sich schnell gewöhnt. Du fährst, es wird einspurig, du musst bis auf 20 km/h runter, rechts und links Nagelbretter (die mit Seilen blitzartig vorgezogen werden können), ein Sonnenschirm wo einer drunter sitzt um den Papierkram zu erledigen, rechts und links der Straße je ein Beamter an denen man langsam vorbei fährt. Die ersten zehn Mal hält man noch aufgeregt seine Papiere (Pässe, int. Zulassung Auto, int. Führerschein) in der Hand und guckt wie ein verscheuchtes Reh, aber die netten Beamten grüßen und winken einen immer nur durch. Nach zehn Mal ist man entspannt und grüßt freundlich zurück. Polizei und Armee überall, Sicherheit wird groß geschrieben. In den Großstädten laufen auf den belebten Straßen ganz selbstverständlich Männer mit Maschinengewehren rum, die gesamten Regierungsgebäude sind bis unters Dach mit bewaffneten Männern umstellt und auch sonst hab ich das Gefühl, dass es eine viel größere Polizeipräsents als bei uns gibt.
Ganz alltäglich scheint es zu sein per Anhalter zu fahren. Immer wieder fahren wir an winkenden Händen vorbei und müssen aufgrund mangelnder Sitzplätze ablehnen. In den Taxis ( Oltimerfreunde hätten hier ihre wahre Freude, vom alten Mercedes, Golf 1, Renault R5, bis hin zum steinalten Passat fährt hier so manches Schätzchen rum) sitzen oftmals bis zu 8 Leute und es scheint das sich die Taxis geteilt werden, denn besetzte Taxis halten einfach an und lassen noch andere mitfahren. Wunderbar wie einfach diese Welt funktionieren kann.
Die ersten übervoll beladenen Lkws, oftmals so Mitsubishi Dinger, quälen sich die Berge hoch und hinterlassen schwarze Staubwolken. Ein Netz sichert die viel zu hoch aufgeschichtete Ladung, die oft schon etwas schief über die Bordwände hängt. Abenteuerlich wenn man dahinter hängt und nicht überholen kann, ansonsten ein schönes Bild, denn die Lkws sind manchmal ein bissi bunt &geschmückt& wie man es sonst in Indien erwartet hätte. Lustig sind die dreirädrigen Mofas mit Ladefläche, sie transportieren von Melonen über Baumaterialien, Menschen bis hin zu Eseln fast alles . Die Esel stehen dann immer versetzt (also einer schaut rechts raus und der nächste links und so weiter und so weiter) hinten drin und zur Sicherheit gibt’s noch ne Netz oben drüber gespannt.
Die Busse…die haben immer alle Rechte, immer Vorfahrt, sind immer voll, fahren fast immer mit offenen Türen, auch auf der Autobahn und haben offensichtlich einen straffen Zeitplan, denn sie schauen weder rechts noch links, also Achtung wenn ein Bus in der Nähe ist. Nicht nur auf dem Land, auch in der Stadt gehören Esels bzw. Pferdekarren zum regulären Bild. Auch sie haben auf der Landefläche oder in Säcken über dem Rücken, alles dabei was es von A nach B zu befördern gilt.
Wir sind grad südlich von Meknes und sind erstaunt wie viele Mähdrescher hier unterwegs sind. Deutz Fahr Deutz Fahr überall. Hier wird anders als bei uns, dass Korn direkt in blaue Plastiksäcke gefüllt und fällt dann an der Seite des Mähdreschers aufs Land. Teilweise gibt es ganz neue Traktoren und auch Weinanbau wird betrieben. Es gibt, weil wir schon etwas höher (ca. 1300m) sind, vermehrt Brunnen, aus denen die ganze Zeit das Wasser läuft. Viele Autofahrer halten an und füllen ihre Vorräte auf. Desto näher man auf ein Dorf oder eine Stadt zukommt, werden am Straßenrand riesige Wasser- und Honigmelonen angeboten. Wir haben Glück und erwischen wohl grad meine geliebte Kirschenzeit. Leider kaufen wir aufgrund unserer mangelnden Französischkentnisse Sauerkirschen, aber auch die sind erstaunlich süß und lecker.
In der Stadt…die Stadt erkennst du daran das am Straßenrand immer mehr Müll liegt. Es gibt zwar Mülleimer und auch die Müllabfuhr hab ich mal rumfahren sehen, aber das Verständnis ist eben ein anderes als bei uns und somit wird alles hin geschmissen wo man grade steht oder geht. Wir bemühen uns unseren Kram in Tonnen zu entsorgen, solange es noch welche gibt :-). Man sollte immer etwas schauen wo man so hin tritt, da auch die vielen frei laufenden Hunde und Katzen ihre Geschäfte machen wo es ihnen passt. Manchmal sind die Kleinen auch so unterernährt und geschwächt, dass sie einfach da liegen bleiben würden wo man soeben noch hintreten wollte. Den ein oder anderen guten Freund kann man hier sicher finden, aber es sind eben Straßenhund und Katzen und man hält sich besser fern, danke Dr. Vollenberg. Aber ich kann euch sagen mein Herz ist teilweise ganz schön weich.
In den großen Städten laufen Frauen und Männer zu gleicher Zahl herum. In den Cafés sitzen allerdings nur Männer, das wäre für die Frauen hier ziemlich undenkbar. Verschleiert, ganz und gar verhüllt ohne etwas zu sehen, so meint man, bis hin zu Frauen im Kaftan mit offenen Haaren, oder eben völlig europäisch, Jeans und T-shirt, mit und ohne Kopftuch. Irgendwie ist alles möglich und erlaubt, oder eben auch nicht erlaubt. Wir wissen es nicht. Ich bin noch etwas unsicher, denn es ist schon ziemlich heiß und am liebsten würde ich mir nur ne kurze Hose mit Shirt ohne Ärmel anziehen, aber ich glaube das ist nicht so gern gesehen und ich möchte ein höflicher Gast in diesem Land sein.
Um ein wirklich guter Gast zu sein, weiß ich jetzt was uns fehlt, gute französisch Kenntnisse. Es tut mir oftmals sehr Leid, dass wir kaum verstehen, noch uns verständigen können, wenn wir mit jemandem sprechen, denn Englisch können die wenigsten.
Heute machen wir einen Pausentag und das heißt, Vokabel pauken. Die meisten Menschen sind sehr freundlich und haben viel Verständnis für diese Missetat unsererseits, manchmal findet sich irgendjemand der überstetzt. Dafür sind wir sehr dankbar. Natürlich sind auch mal nicht so freundlich zugewandt Leute dabei, aber die findet man natürlich überall. Für mich ist es interessant wie einfach es ist, Kontakt zu Frauen zu bekommen. Ein nettes Lächeln reicht meistens aus und man erntet eins zurück. Der Umgang zwischen Männern und Frauen ist, was wir beobachten, sehr verhalten, Händchen halten oder gar anfassen ist so gut wie undenkbar. Also halten auch wir ein bissi Abstand zueinander und ich laufe lieber einen halben Schritt hinter Andreas als voraus. Wenn wir im Auto unterwegs sind freuen sich viele Menschen über unseren Spruch auf den Türen und wir ernten dafür oft ein &Daumen hoch&. ( Freundschaft zwischen allen Menschen, auf arabisch)
Unseren ersten Kulturschock haben wir mittlerweile überwunden und in der Medina von Rabat haben wir uns vom bunten Markttreiben ein wenig einfangen lassen und ein Tuch und ein Kehrblech (lacht nicht, die doofe Gummikante hinten in der Wohnkabine macht es fast unmöglich den Dreck rauszufegen, ein bissi deutsch darf ruhig sein) gekauft. Die Läden sind dicht an dicht nebeneinander und bieten Schuhe, Tücher, Klamotten, Gewürze, Datteln, Feigen, Taschen, Leder, Oliven, feinste Gebäckteile, aufwendig gearbeitet Teekannen, lebende Schildkröten und Hühner an. Sogar einen marokkanischen Paschke und Baar haben wir gefunden. :-) Wir haben es dank Andreas GPS auf dem Handy sogar zurück zum Auto geschafft. Die vielen engen Gassen sind wie Irrwege, und ab und zu zeigt einem ein freudig lachender Marokkaner, der wohl meint man hätte sich verirrt, die Richtung wo es lang geht. Echt ein witziger Spaziergang. Da passt kein Auto, Karren oder gar Mofa mehr durch und egal hinter welche Ecke du schaust, Gassen und Gänge und kein Ende in Sicht.Wir laufen an Barbieren vorbei, da sitzen aber nur Männer drin. Die Frauen gehen natürlich auch zum Frisör. Ich entdecke einen kleinen Laden, dessen Werbeschilder darauf schließen lassen, dass es sich hier um einen Frisör handelt. Mein Interesse wird von einer jungen Frau schnell entdeckt und der Vorhang, der den Eingang verhüllt, lüftet sich ein wenig. Ich winke freundlich ab, nicht nur weil ich dem Vorhaben meine Haare jetzt doch wieder wachsen zu lassen, folgen möchte, auch habe ich Angst das mein mangelndes Französisch und gar fehlendes Arabisch die Verständigung schwierig gestalten könnten und ich vielleicht nicht glücklich werde mit meinem neuen marokkanischen Haarschnitt :-) Interessant wäre es bestimmt gewesen, denn man erahnt wunderschöne Frauen unter den Kopftüchern.
In der Stadt kampieren ist schwierig und nervig. Wir reisen via Navigation auf dem Tablet und nutzen “Orux-Maps” (App) mit hauptsächlich “open street map” Karten. Zudem haben wir vom Verlag Reise-Know-How das Buch “Durch Afrika”, in dem Routen, Plätze und Städte beschrieben sind. Leider sind viele der eingezeichneten Campingplätze gar nicht vorhanden oder geschlossen oder es ist keiner da. Das nervt total wenn du ein Ziel hast und ankommst und dann ist da ne Müllhalde oder ein Hühnergehege oder gar nix. Das Ganze sollte dringend überarbeitet werden, für alle die uns folgen und vielleicht weniger Zeit haben.
Die Nächte sind in der Regel sehr laut und eher unruhig. Wir freuen uns auf einsame Zeiten weit weg der Städte. Manchmal liegt man wach und überlegt sich, ob so ein Hund nicht irgendwann heiser werden muss, aber nein das Gebell ist unerschöpflich und wird ab und an durch die lustigen Laute der Esel durchbrochen. Und glaubt mir wo ein Esel ist, ist auch ein anderer und antwortet. So ist es auch mit den Hunden, es kommt einem vor als würde stets ein Hund antworten und von seinem Tag berichten, und das alles eben gefühlt die ganze Nacht. Und wenn du es geschafft hast wieder einzuschlafen, dann wird die Nacht durch den Singsang der Muezzine durchbrochen und du hast Glück wenn es nur einen gibt der singt, denn wenn du in der Stadt stehst, können es gleich 4 oder 6 oder mehr Muezzine sein, die alle auf einmal zum Gebet rufen…
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